VOLBEAT, BUSH, WITCH FEVER @ Frankfurt, Festhalle
Text & Pics: Prof. Dr. Christof Graf
VOLBEAT`s Vorklang zu Rock am Ring 2026. – So könnte die Überschrift für die Konzertreview der dänischen VOLBEAT-Rocker lauten, die sich derzeit auf ihrer „Greatest Of All Tours Worldwide“ befindet. Mit ihrem aktuellen Album „God Of Angels Trust“, woraus bei den 17 dargebotenen Songs lediglich vier live zu hören sind, rocken sich Frontmann und Gitarrist Michael Poulsen (Gesang, Gitarre), Jon Larsen (Schlagzeug) und Kaspar Boye Larsen (Bass), die nach dem Ausscheiden von Gitarrist Rob Caggiano 2023 nun die Band als Trio bilden, durch ihr Zwei-Stunden-Set. Verstärkt haben sich Volbeat mit Flemming C. Lund (The Arcane Order, Temple Of Scorn) als weiteren Gitarristen.
Der Abend erweist sich zunächst aber erst einmal als kleines „Mini-Festival“ mit zwei „Special Guests“. Um Punkt 19.00 Uhr schlendern zunächst die vier „Hexen“ von „Witch Fever“ aus Manchester auf die spärlich ausgestattete Bühne und überziehen die schon sehr gefüllte Frankfurter Festhalle mit einem Mix aus Grunge und Punkrock und einem Schuss „Doom“. „Witch Fever“ – das sind Amy Walpole (Gesang), Alex Thompson (Bass), Alisha Yarwood (Gitarre) und Annabelle Joyce (Schlagzeug). Sie kombinieren bei ihrem 30-minütigen Auftritt schwere, tiefe Riffs, manchmal schleppende („sludgy“) Passagen, mit intensiven Vocals – manchmal laut, schnell, manchmal geradezu melancholisch. Sie stellen Songs vom Debütalbum „Congregation“ (2022) und ihrem aktuellen Album „Fevereaten“ (2025) vor, darunter die Singles „The Garden“, „Dead To Me“ and „Safe“. 30 Minuten klingt alles roh, konfrontativ und dennoch durchaus eindrucksvoll und eingehüllt in extrem dunkles Bühnenlicht. Danach ist der „Hexentanz“ vorbei, hat aber Lust auf tieferes Eintauchen in die Hexenwelt von „Witch Fever“ gemacht.
Um 19.50 Uhr steht die britische, 1991 gegründete Grunge-Rockband „Bush“ für 45 Minuten auf der Bühne. Es ist ihre erste Europatour seit acht Jahren. Es ist nicht die Band, eher das einzige verbliebene Gründungsmitglied, der Gitarrist und Frontmann Gavin Rossdale, der das Publikum von Anbeginn in Bann zieht. Der Mann, der mit Gwen Stefani verheiratet und mit Sophia Thomalla liiert war und am 30. Oktober diesen Jahres 60 Jahre alt ist, wirkt agiler als so mancher 30jähriger, wenn er die neuen Songs, vom kürzlich veröffentlichten zehnten Studioalbum „I Beat Loneliness“ ins begeisterte Frankfurter Publikum hineinschmettert. Schnell zieht er seine stylische Jacke aus und steht im verschwitzten Muscle-Shirt da. Sein Charisma und die Kraft seiner Performance, lassen die lange Pause vergessen, wenn er Klassiker wie „Machinehead“, „Everything Zen“ oder „Comedown“ abfeiert. Neue Songs wie „Scars“, „60 Ways To Forget People“ und „I Beat Loneliness“ bestechen ebenso durch starke Stimme und mit knackigen Riffs. Bei „Swallowed“ ruft er das Publikum zu einem mit von Smartphones erzeugten Lichtermeer auf. Bei älteren Songs wie „Glycerine“ und „More Than Machines“ schaffen es seine Mitmusiker Leadgitarrist Chris Traynor (seit 2002), Bassist Corey Britz (seit 2010) und Drummer Nik Hughes (seit 2019) den Geist von „Bush“ aufleben zu lassen, als wäre er nie weggewesen. Auch nach den 45 Minuten „Bush“ wirkt das Publikum ausgehungert. Auch von „Bush“ hätte man sich noch mehr gewünscht.
Um 21.10 ist es dann so weit. Der Vorhang, auf dem die Schatten der vier Volbeat-Musiker zu sehen sind, fällt und Michael Poulsen sprintet schnell auf den ins Publikum führenden Laufsteg zu einer in der Mitte der Halle befindlichen Rundbühne. – Diese durften übrigens auch die Special Guests bereits nutzen. – Publikumsnähe ist das Motto des Abends, der mit dem vorantreibenden „The Devil’s Bleeding Crown“ aus dem 2016er-Longplayer „Seal The Deal & Let’s Boogie“ beginnt. Es folgt „Lola Montez“ vom 2013er „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“-Album. Der Volbeat-Style lässt sich nur als konsequenter Mix aus Heavy Metal und Rock and Roll, der oft als Elvis-Metal bezeichnet wird, beschreiben. Volbeat kombinieren in Frankfurt live wie auf Platte Elemente von Heavy Metal mit Einflüssen aus Punkrock, Country und Blues. Und wenn Sänger Michael Poulsen Klänge von Johnny Cashs „Ring Of Fire“ einleitet, über das Poulson sagt, er hat das einfach mal bei „Cash“ geklaut, um es noch besser zu spielen, hört man deutlich. Volbeat sind auch vom Rockabilly-Bands der 1950er und 60er Jahre inspiriert. Volbeat schaffen es quasi von Beginn an, die Frankfurter Festhalle zum Pulsieren zu bringen. Klassiker wie „The Devil’s Bleeding Crown“ und „Fallen“ wechseln mit neueren Songs vom Album „God Of Angels Trust“. Stilistische Vielfalt ist angesagt. Rockabilly‑Riffs, Hard‑Rock‑Grooves und Heavy Metal, alle Register werden gezogen. Theatralik gibt es nicht viel, die Musik steht im Vordergrund. Mit „A Warrior’s Call / Pool of Booze, Booze, Booza“ endet der 90minütige Abend und macht Lust auf „Rock am Ring 2026“. – Dort spielen Volbeat neben Linkin Park und Iron Maiden als Headliner bei der 41. Ausgabe von „Rock am Ring“ vom 5 bis 7. Juni 2026
